Viele Menschen sagen, dass sie, obwohl sie mit der Servicequalität unzufrieden sind, trotzdem gezwungen sind, Trinkgeld zu geben – aufgrund des sozialen Drucks. Laut einer Anfang 2025 veröffentlichten Umfrage des Finanzunternehmens WalletHub sind fast 90 % der Amerikaner mit Trinkgeld unzufrieden, und 83 % sind der Meinung, dass ein vorab berechneter Trinkgeldbetrag auf der Rechnung verboten werden sollte.

In den USA wird Trinkgeld in fast allen Dienstleistungseinrichtungen verlangt – von Restaurants, Geschäften, Supermärkten, Cafés bis zu Flughäfen. An vielen Orten zeigt das Zahlungssystem sogar standardmäßig Hinweise für Trinkgeld an das Personal, unabhängig von der tatsächlichen Servicequalität. Kunden müssen beim Inanspruchnehmen von Produkten und Dienstleistungen einen Trinkgeldprozentsatz wählen, der manchmal über 30 % des Rechnungsbetrags liegen kann.

Laut einer Umfrage der Yale University arbeiteten im Jahr 2023 etwa 4 Millionen Amerikaner in Berufen, bei denen das Gehalt auf Trinkgeldbasis gezahlt wird. John Kiernan, Experte von WalletHub, ist der Ansicht, dass Trinkgeld in den USA weit verbreitet ist, während es in den meisten anderen Ländern kaum vorkommt. „In anderen Ländern müssen Arbeitgeber ihren Servicekräften ein existenzsicherndes Gehalt zahlen“, so Kiernan.

Er erklärt weiter, dass die Menschen nicht überall gezwungen werden wollen, großzügig zu sein. Derzeit zwingen Inflationsdruck, hohe Verschuldung und Marktschwankungen viele dazu, ihre Ausgaben zu straffen. „Die Aufforderung, Trinkgeld zu geben, fühlt sich eher wie ein Zwang an als wie eine freiwillige Geste der Freundlichkeit“, sagt er.

Im Vergleich zur Umfrage des Vorjahres ist der Anteil der Amerikaner, die sich durch Trinkgeldforderungen belästigt fühlen, deutlich gestiegen – von 75 % auf fast 90 %. Viele sind der Meinung, dass es die Verantwortung der Unternehmen ist, ihren Mitarbeitern ein angemessenes Gehalt zu zahlen, und nicht die der Kunden.

60 % der Befragten glauben, dass Unternehmen das Trinkgeld der Kunden zur Bezahlung der Mitarbeiter nutzen, während 40 % der Ansicht sind, dass Trinkgeld durch ein Bewertungssystem ersetzt werden sollte, das das Gehalt der Mitarbeiter beeinflusst – also basierend auf der Leistungsbewertung der Mitarbeiter entscheidet das Unternehmen über deren Gehalt, anstatt auf Trinkgeld angewiesen zu sein.

Außerdem gaben fast 30 % der Teilnehmer an, dass sie weniger Trinkgeld geben würden, wenn auf den Kassendisplays in den Dienstleistungsbetrieben entsprechende Hinweise angezeigt würden. Laut dem Congressional Research Service schreibt ein Bundesgesetz vor, dass Arbeitnehmer ihr Einkommen aus Trinkgeldern angeben müssen, um die Einkommensteuer und Lohnsteuer zu berechnen.

Im Jahr 2018 berichteten Daten des US-Finanzamts (IRS), dass Trinkgelder in Höhe von etwa 38 Milliarden USD auf Formular W-2 angegeben wurden, was 6 Millionen Steuererklärungen betraf. Das durchschnittliche Trinkgeld pro Person wurde mit 6.000 USD pro Jahr beziffert.