Marcona, Peru – Maximo Napa, ein 61-jähriger Fischer, hatte am 7. Dezember 2024 seinen kleinen Kahn mit genügend Proviant für einen Monat beladen. Er verließ den Hafen von Marcona im Süden Perus, um nach Sardellen zu fischen. Doch weniger als zwei Wochen später, am 20. Dezember 2024, versagte der Motor seines Bootes. Das Schiff trieb manövrierunfähig im stürmischen Wetter auf dem Pazifischen Ozean.
Ohne Möglichkeit, einen Notruf abzusetzen, beschloss Herr Napa, seine Lebensmittelrationen – Reis und Kekse – zu verkleinern und rationiert zu essen. Gleichzeitig fing er Regenwasser zum Trinken auf. Doch die Vorräte neigten sich dem Ende zu. Herr Napa erlebte Tage ohne Essen und ohne Regenwasser, gab aber die Hoffnung auf sein Überleben nicht auf.
"Ich sagte mir, ich werde nicht sterben. Ich habe eine alte Mutter und kleine Kinder", erzählte er später.
Allein auf dem Meer treiben, betete er zu Gott und klammerte sich an die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit seiner Mutter als Anker.
Als die Nahrungsmittel knapp wurden, musste Napa alles essen, was er fangen konnte, um zu überleben. Er aß Vögel, Fische, die an Bord sprangen, und sogar Kakerlaken. "Gott sei Dank gab es Kakerlaken auf dem Boot. Es war schrecklich, fünf bis sechs Tage lang nichts zu essen zu haben", berichtete Herr Napa.
Das Letzte, was er aß, war eine Meeresschildkröte. Das Tier klammerte sich an Nappas Hand, als er sie ins Wasser tauchte. Er nannte die Schildkröte ein Geschenk Gottes und trank ihr Blut, um seinen Durst zu stillen.
"Das Fangen der Schildkröte war ein Wendepunkt. Ich wollte sie nicht töten, aber entweder sie stirbt oder ich sterbe", sagte er.
Manchmal fragte er Gott wütend: "Was soll ich hier? Wer wird mich jetzt retten?" "Ich wurde wütend, dann bat ich Gott um Vergebung und sagte mir, dass die Leute kommen, um mich zu retten, dass der Hubschrauber unterwegs ist. Am nächsten Tag schickte Gott einen Hubschrauber, um mich abzuholen."
Am 12. März entdeckte ein ecuadorianisches Thunfischfangschiff Nappas Boot 1.090 Kilometer vor der peruanischen Küste, nach 95 Tagen auf See. Der Fischer befand sich in kritischem Zustand, litt an schwerer Dehydrierung und hatte die 15 Tage zuvor nichts gegessen.
Die peruanische Küstenwache schickte einen Hubschrauber, um Herrn Napa an Bord zu holen, wo er medizinisch versorgt wurde, bevor er an Land gebracht und mit seiner Familie wiedervereinigt wurde.
Seine Tochter, Ines Napa Torres, sagte peruanischen Medien, dass lokale Fischer und die Küstenwache nach dem Verschwinden ihres Vaters nach ihm gesucht hatten, aber keine Spur von ihm fanden.
Die Familie hatte die Behörden gedrängt, Suchflugzeuge einzusetzen. Da Nappas Boot jedoch keine Funkbake besaß, gestaltete sich die Suche schwierig.
"Mein Vater war sonnenverbrannt und schwer dehydriert. Dass er noch lebt, ist ein Wunder. Unsere Familie hat die Hoffnung, ihn zu finden, nie aufgegeben", sagte Torres.
Als das Küstenwachschiff Napa in den Hafen von Peru brachte, wurde er von seinem jüngeren Bruder empfangen, der ihn weinend umarmte.
"Ich habe eine alte Mutter und eine zweimonatige Enkelin. Wegen meiner Mutter wollte ich nicht auf See sterben. Ich habe jeden Tag an meine Mutter gedacht. Gott sei Dank hat er mir eine zweite Chance gegeben", sagte Herr Napa Reportern im Hafen.
Seine Familie veranstaltete ein großes Fest zu seiner Rückkehr. Freunde, Verwandte und Nachbarn nahmen ebenfalls teil und schenkten ihm einen Kuchen, der mit Vögeln, Kakerlaken und einer Schildkröte verziert war.
"Ich habe zu Gott gebetet, dass er meinen Sohn, ob lebendig oder tot, zu mir zurückbringen soll, nur um sein Gesicht ein letztes Mal zu sehen", sagte Elena Castro, Nappas Mutter. "Aber meine Töchter haben die Hoffnung nie aufgegeben. Sie haben mich immer wieder beruhigt: 'Mama, er wird zurückkommen'."