Wenn die kürbisförmigen, bis zu 30 Kilogramm schweren Früchte des Afrikanischen Brotfruchtbaums reif sind und zu Boden fallen, beginnt die Party. Denn die meisten vergorenen Früchte des Okwabaums (Treculia africana) enthalten Alkohol. Und auf den sind Schimpansen offenbar besonders aus.
Erstmals haben Forschende wilde Schimpansen beim gemeinsamen Konsum alkoholhaltiger Früchte beobachtet. Ein Team der Universität Exeter filmte dieses Verhalten bei mehreren Gelegenheiten im Cantanhez-Nationalpark im westafrikanischen Guinea-Bissau.
Der Großteil der untersuchten Früchte am Boden – 24 von 28 – wies einen Alkoholgehalt bis maximal 0,61 Prozent auf. Unklar ist allerdings, ob der Alkohol in der geringen Konzentrationen bei den Schimpansen einen Rausch auslöst.
Mit Kamerafallen zeichnete das Team insgesamt 70 Ereignisse auf, bei denen Schimpansen (Pan troglodytes) gemeinsam fast immer alkoholhaltige Früchte verzehrten. An der Party beteiligten Schimpansen beiderlei Geschlechts und aus verschiedenen Altersgruppen. "Unsere Daten liefern den ersten Beleg für das Teilen von alkoholhaltiger Nahrung durch Menschenaffen", schreibt das Team im Fachjournal "Current Biology".
Alkoholkonsum ist bei Tieren nicht selten
Lange gingen Forschende davon aus, dass Wildtiere Ethanol, wie Alkohol wissenschaftlich heißt, eher selten und zufällig verzehren. 2024 erschien jedoch eine Studie in der Fachzeitschrift "Trends in Ecology & Evolution", laut der der Alkoholkonsum bei wilden Affen, Vögeln und Insekten gar nicht so selten vorkommt. An beiden Studien war die Verhaltensökologin Kimberley Hockings von der britischen Universität Exeter beteiligt. "Alkoholkonsum kommt in der Natur viel häufiger vor, als wir bisher dachten", so Hockings. Denn Ethanol sei in fast jedem Ökosystem zu finden.
Vorbild für menschliche Trinkgelage?
Das Team aus Exeter lieferte keine Erklärung, warum die vergorene Nahrung geteilt wurde und ob der Alkohol wirklich gezielt konsumiert wurde.
Der an der ersten Studie beteiligte Co-Autor Matthew Carrigan vom College of Central Florida hat so seine Zweifel. "Es ist nicht vorteilhaft, betrunken zu sein, wenn man in den Bäumen herumklettert oder nachts von Raubtieren umgeben ist", so Carrigan.
Die Beobachtung stütze aber die Idee, dass der gemeinsame Konsum von ethanolhaltigen Nahrungsmitteln weit verbreitet ist und in hominoiden, also menschlichen Gesellschaften seit langem eine Rolle spielen könnte, heißt es in der neuen Studie.
"Wir wissen, dass das Trinken von Alkohol bei Menschen zur Ausschüttung von Dopamin und Endorphinen führt, was Gefühle von Glück und Entspannung verursacht", so Erstautorin Bowland. "Und wir wissen zudem, dass das Teilen von Alkohol – auch im Rahmen von Traditionen wie etwa Feiern – zur Bildung und Stärkung sozialer Verbindungen beiträgt."
Deshalb stelle sich die Frage, ob dies bei Schimpansen ähnlich sei. In diesem Fall könne es sich um eine Urform des Feierns handeln, so die Ökologin.