Man sagt: Die jungen Leute schauen nur aufs Handy, jagen Trends hinterher, kennen weder Geschichte noch Herkunft. Sie seien im Frieden geboren und wüssten daher den Frieden nicht zu schätzen. Ich widerspreche nicht. Aber ich stimme auch nicht ganz zu. Denn wer genauer hinsieht, erkennt: Die Generation Z liebt ihr Land – nur auf ihre eigene Weise.
Ich selbst wurde in einer friedlichen Zeit geboren. Krieg ist für mich nicht das Pfeifen von Bomben, sondern die Geschichten, die meine Großeltern mit feuchten Augen erzählen. Es sind Seiten in alten Geschichtsbüchern, die beim Lesen noch leise nachhallen. Es sind Schwarzweißfotos im Sơn-Mỹ-Museum – verschwommene Gesichter, aber mit Blicken voller Schmerz. Es sind Steinstatuen mit erhobenen Händen, als wollten sie etwas festhalten, das schon lange verloren ist.
Wir riechen keinen Schießpulver. Aber das heißt nicht, dass wir nichts verstehen. Gerade das ist unsere Herausforderung: Was man nicht erlebt hat, bleibt leicht fremd. Was man nicht selbst erkämpft hat, scheint oft selbstverständlich.
Fünfzig Jahre Frieden – das ist ein Weg. Ein Weg für jene, die den Krieg nie kannten, aber Tag für Tag die Werte der Vergangenheit weitertragen.
Frieden ist nicht nur Vergangenheit. Er ist auch Gegenwart. Man sagt, die Jungen interessieren sich nicht mehr für Geschichte. Doch wer sieht jene Kinder, die schweigend einen Kriegsfilm schauen? Wer bemerkt die jungen Leute, die Podcasts über historische Ereignisse machen?
Sie schreiben keine Chroniken mit der Hand – aber sie produzieren Rap-Videos über Kriegsjahre. Sie lernen Geschichte nicht wie früher – aber sie bewahren Kultur in künstlerischen Fotoreihen, TikTok-Trends mit traditionellen Kostümen, oder CGI-Videos, die vergangene Zeiten digital zum Leben erwecken. Touren zu historischen Stätten werden neu gestaltet – spannender, zugänglicher für Jugendliche. Museen sind keine stillen Räume mehr, sondern multimediale Erlebniswelten. Geschichtsbücher erscheinen als Graphic Novels, die junge Leser fesseln.
Die Jugend ruft keine Parolen. Sie hält keine großen Reden. Aber sie denkt nach – auf ihre Art. Vielleicht während einer Motorradtour, wenn sie auf einen Fluss blicken, dessen Lauf verändert wurde, und plötzlich über Natur, Heimat und Verantwortung sinnieren. Vaterlandsliebe ist nicht verschwunden – sie hat nur ihre Form verändert. Auch Frieden ist mehr als das Schweigen der Waffen. Frieden bedeutet: das Gute bewahren, Tag für Tag.
Es gibt da eine junge Frau, die mit Geduld und Liebe jedes Detail eines traditionellen Áo Nhật Bình oder Áo Tấc nachstickt – Kleidung, die einst nur in Geschichtsbüchern zu sehen war, heute aber stolz auf Straßen und in Fotoshootings getragen wird. Es gibt da einen Jungen, der vor dem Handy sitzt und Geschichten über alte Generäle erzählt – so lebendig, dass man zuhören muss. Andere entwickeln Programme, die alte Melodien und Dialekte speichern – bevor sie für immer verstummen. Und dann sind da Kampagnen zur Rettung von Obst und Gemüse – entstanden aus einem kleinen Post, gewachsen zu Konvois voller Früchte der Mitmenschlichkeit. Sie nennen das nicht "Frieden bewahren". Sie sagen nur: „Ich mag das.“ Aber in diesem „Mögen“ steckt die Liebe zur Heimat.
Frieden – muss man nicht beweisen, nur spüren. Denn in jeder Generation gibt es Gleichgültige – und es gibt Nachdenkliche. Frieden ist, wenn ein Kind zur Schule gehen kann, ohne Angst vor Bomben. Wenn Träume nicht durch Hass und Konflikte zerstört werden. Die Jugend spricht vielleicht nicht oft über Frieden. Aber das heißt nicht, dass sie ihn nicht wertschätzt. Vielleicht fehlt uns nur die Geduld, genau hinzuhören.