Kinder, die auf Schulhöfen alleine mit Handys übereinander chatten, statt miteinander zu spielen oder zu reden: Hessens Bildungsminister Armin Schwarz ist das ein Graus. Von August an müssen die Schüler in dem Bundesland im Westen Deutschlands im Unterricht die Finger von ihren Smartphones lassen. Vom nächsten Schuljahr 2025/2026 ist die private Nutzung von Handys in Hessens Schulen grundsätzlich verboten.
Die Geräte sollen aber weiter dorthin mitgenommen werden dürfen. An weiterführenden Schulen können laut dem Bildungsministerium in Wiesbaden Ausnahmeregelungen eingeführt werden - etwa für Schülerinnen und Schüler der Oberstufe in bestimmten Räumen.
Landesbildungsminister Schwarz spricht von "Smartphone-Schutzzonen". Erlaubt bleiben soll in allen Jahrgangsstufen der Handygebrauch im Unterricht, wenn Lehrer oder Schulen dies gestatten.
"Hierbei geht es beispielsweise um Unterricht in der Medienbildung", wie das hessische Bildungsministerium der Deutschen Presse-Agentur (dpa) mitteilte. Eine private Handynutzung in Schulen soll es nur noch als begründete Ausnahme geben, etwa in Notfällen oder aus medizinischen Gründen. Die Pläne beziehen sich auch auf andere digitale mobile Endgeräte wie Smartwatches und Tablets.
Hessen als Vorreiter
Hessens Regierungsfraktionen von CDU und SPD wollen einen Gesetzentwurf zu den geplanten Handyregelungen an Schulen am kommenden Donnerstag in den Wiesbadener Landtag einbringen. Minister Schwarz von der konservativen CDU erklärte: "Wir handeln jetzt in Hessen, weil es keine Zeit zu verlieren gibt, und setzen damit bundesweit Maßstäbe."
Sein Ministerium ergänzte, außer Hessen habe hier vorerst nur Bayern ähnlich weitgreifende Regelungen an Schulen. In dem süddeutschen Bundesland galt bis 2022 an Schulen sogar ein striktes Verbot von Smartphones. Dann wurde es für weiterführende Schulen aber gelockert. Heute liegt die Entscheidung bei den bayerischen Schulen selbst.
Auch Baden-Württembergs Kultusministerin Theresa Schopper plant Einschränkungen. "Es geht mir um den Schutz unserer Kinder und Jugendlichen", sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur.
Als Beispiele für den negativen Einfluss von Smartphones nannte Schopper Folgen für Konzentrationsfähigkeit, Lernvermögen und mentale Gesundheit. Die Ministerin warnte zudem vor Cybermobbing. "Es ist Zeit, zu handeln", so Schopper, die aber ein generelles Handyverbot für alle Schulen nicht für sinnvoll hält. Wie genau die Regeln in Baden-Württemberg im deutschen Südwesten aussehen sollen, ist noch nicht bekannt.
Auch in anderen Bundesländern können die Schulen selbst entscheiden, wie stark sie den Handygebrauch ihrer Schülerinnen und Schüler einschränken. Ein Beispiel ist das Christianeum im norddeutschen Stadtstaat Hamburg.
Seit Herbst ist es eine "Smartphone-freie Schule" für die Jahrgänge fünf bis sieben. Handys sind dort weder privat noch zu Unterrichtszwecken erlaubt. In späteren Jahrgängen dürfen Schülerinnen und Schüler die Geräte im Unterricht für Mitschriften nutzen - mit Einverständnis der Lehrkraft. Privat sind Smartphones auch in höheren Klassenstufen nur im Schulcafé gestattet.
Das gilt laut "Digitalkodex" für alle "elektronischen Endgeräte". Darunter fallen neben Handys auch Laptops und Smartwatches.
Lehrer sollen Handys einkassieren können
Bei Verstößen gegen die geplanten Beschränkungen in Hessen sollen künftig Lehrer ein Smartphone in der Regel bis zum Unterrichtsende an einem Tag einkassieren können. Somit ließen sich etwa digitale Bustickets weiterhin für den Heimweg verwenden.
Da Bildung in der Kompetenz der Bundesländer liegt, gibt es keine deutschlandweiten Vorgaben zur Handynutzung an Schulen. In anderen europäischen Ländern sind Smartphones - mit unterschiedlichen Regelungen - bereits weitgehend aus dem Schulalltag verbannt oder entsprechende Regelungen stehen unmittelbar vor der Umsetzung. Das gilt etwa für Italien, Dänemark, Österreich, die Niederlande, Griechenland oder Frankreich.